Heidelberger Katechismus, Teil 2

Inhalt:

Der zweite Teil: Die Erlösung des Menschen

5. Sonntag

Frage 12: Wir haben nach dem gerechten Urteil Gottes Strafe in Zeit und Ewigkeit verdient. Wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

Gott fordert, dass seiner Gerechtigkeit ganz entsprochen wird, sei es, dass wir selbst zur Rechenschaft gezogen werden oder ein anderer vollkommen dafür bezahlt.

Frage 13: Können wir diese Schuld selbst bezahlen?

Nein, im Gegenteil. Sondern wir machen unsere Schuld täglich noch größer.

Frage 14: Kann überhaupt ein Geschöpf für uns bezahlen?

Nein. Erstens will Gott kein anderes Geschöpf dafür bestrafen, was der Mensch verschuldet hat. Zweitens kann das, was nur Geschöpf ist, nicht die Last des ewigen Zornes Gottes gegen die Sünde ertragen und andere davon erlösen.

Frage 15: Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker als alle Geschöpfe, nämlich zugleich wahrer Gott ist.

6. Sonntag

Frage 16: Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

Die Gerechtigkeit Gottes verlangt, dass die menschliche Natur, die gesündigt hat, für die Sünden bezahlt, dass aber einer, der selbst ein Sünder ist, nicht für andere bezahlen kann.

Frage 17: Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

Nur durch die Kraft seiner Gottheit kann er die Last des Zornes Gottes als Mensch ertragen und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben und wiedergeben.

Frage 18: Wer ist nun der Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

Unser HERR, Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist.

Frage 19: Woher weißt du das?

Aus dem heiligen Evangelium, das Gott selbst am Anfang im Paradies offenbart, dann durch die heiligen Erzväter und Propheten verkündigt, durch die Opfer und anderen Zeremonien des Gesetzes vorgebildet und schließlich durch seinen geliebten Sohn erfüllt hat.

7. Sonntag

Frage 20: Werden denn alle Menschen wieder durch Christus erlöst, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

Nein; sondern nur diejenigen, die durch wahren Glauben seinem Leib als Glieder eingefügt werden und alle seine Wohltaten annehmen.

Frage 21: Was ist wahrer Glaube?

Wahrer Glaube ist nicht nur eine feste Erkenntnis, in der ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort offenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, dass nicht nur anderen, sondern auch mir, Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Erlösung von Gott geschenkt ist, was allein Christus allein aus Gnade für mich erworben hat.

Frage 22: Was muss ein Christ glauben?

Alles, was uns im Evangelium verheißen ist, wie es kurz zusammengefasst das allgemein anerkannte apostolische Glaubensbekenntnis lehrt.

Apostolische Glaubensbekenntnis

Frage 23: Wie lautet das apostolische Glaubensbekenntnis?

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern HERRN,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige allgemeine christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.

8. Sonntag

Frage 24: Wie wird dieses Bekenntnis eingeteilt?

In drei Teile:
Der erste handelt von Gott, dem Vater, und unserer Erschaffung;
der zweite von Gott, dem Sohn, und unserer Erlösung;
der dritte von Gott, dem Heiligen Geist, und unserer Heiligung.

Frage 25: Wenn es nur einen Gott gibt, warum nennst du dann drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist?

Weil sich Gott in seinem Wort so offenbart hat, dass diese drei verschiedenen Personen der einzige, wahrhaftige und ewige Gott sind.

Gott, der Vater, und unserer Erschaffung

9. Sonntag

Frage 26: Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“?

Ich glaube, dass der ewige Vater unseres HERRN, Jesus Christus, um seines Sohnes willen mein Gott und mein Vater ist. Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist, aus dem Nichts erschaffen und erhält und regiert sie noch immer durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung. Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht, dass er mich mit allem versorgt, was ich für Leib und Seele nötig habe, und auch alles Übel, das er mir in Zeiten der Not schickt, zu meinem Besten wendet. Er kann es tun als der allmächtige Gott und will es tun als der treue Vater.

10. Sonntag

Frage 27: Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

Gott handelt durch seine allmächtige und überall gegenwärtige Kraft, indem er Himmel und Erde mit allen Geschöpfen noch wie durch seine Hand beschützt. Dabei regiert er so, dass Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut, und alles andere uns nicht durch Zufall, sondern von Gottes väterlicher Hand zukommt.

Frage 28: Wozu befähigt das Wissen von der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

Wir können in allen Widerwärtigkeiten geduldig, in glücklichen Zeiten dankbar und im Blick auf die Zukunft voller Zuversicht auf unsern treuen Gott und Vater vertrauen. Denn nichts wird uns von seiner Liebe scheiden weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen weder regen noch bewegen können.

Gott, der Sohn, und unserer Erlösung

11. Sonntag

Frage 29: Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Retter“, genannt?

Weil er uns von unseren Sünden rettet und weil bei keinem anderen irgendeine Rettung zu suchen und zu finden ist.

Frage 30: Glauben auch die an den einzigen Retter Jesus, die Heil und Zuversicht bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

Nein, obwohl sie ihn als Erlöser rühmen, verleugnen sie ihn durch ihr Handeln als den einzigen Retter und behaupten, dass Jesus keine vollkommene Erlösung schenken kann. Das Evangelium aber bezeugt: Wer Jesus mit wahrem Glauben annimmt, hat in ihm alles, was zum Heil nötig ist.

12. Sonntag

Frage 31: Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“, genannt?

Christus ist von Gott, dem Vater, eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt:
um unser oberster Prophet und Lehrer zu sein, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart hat, um unser einziger Hoherpriester zu sein, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns immer mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt, um unser ewiger König zu sein, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und uns bei seiner vollbrachten Erlösung bewahrt und erhält.

Frage 32: Warum aber wirst du ein „Christ“ genannt?

Weil ich durch den Glauben ein Glied von Christus bin und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne und mich zu einem lebendigen Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite und danach in Ewigkeit mit Christus über alle Geschöpfe herrsche.

13. Sonntag

Frage 33: Warum heißt er „Gottes einziger Sohn“, wo doch auch wir Gottes Kinder sind?

Christus allein ist der ewige, natürliche Sohn Gottes, wir aber sind um seinetwillen aus Gnade als Kinder Gottes angenommen worden.

Frage 34: Warum nennst du ihn „unseren HERRN“?

Er hat uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels zu seinem Eigentum erlöst und uns nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem teuren Blut erkauft.

14. Sonntag

Frage 35: Was heißt: „der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

Der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt, hat durch die Wirkung des Heiligen Geistes wirkliche menschliche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria angenommen, damit er auch wirklich der Nachkomme Davids sein würde, seinen Brüdern in allem gleich, doch ohne Sünde.

Frage 36: Warum ist die heilige Empfängnis und Geburt von Christus nötig für dein Heil?

Christus ist unser Mittler und bedeckt vor Gottes Angesicht mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in die ich hineingeboren bin.

15. Sonntag

Frage 37: Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

Christus hat an Leib und Seele während seines ganzen Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen. Durch dieses einmalige Sühnopfer seines Leidens hat er unsern Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöst und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben.

Frage 38: Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

Er wurde unschuldig von dem weltlichen Richter verurteilt und befreite uns dadurch von dem strengen Urteil Gottes, das über uns ergehen sollte.

Frage 39: Bedeutet seine Kreuzigung mehr als irgendeine andere Todesart?

Ja; denn dadurch ist mir zugesichert, dass Christus den Fluch, der auf mir lag, auf sich genommen hat, weil der Kreuzestod von Gott verflucht war.

16. Sonntag

Frage 40: Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

Weil es die Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes fordert, konnte für unsere Sünden nicht anders bezahlt werden, als durch den Tod des Sohnes Gottes.

Frage 41: Warum ist er begraben worden?

Damit wird bezeugt, dass er wirklich gestorben ist.

Frage 42: Warum müssen wir noch sterben, wenn doch Christus für uns gestorben ist?

Unser Tod bezahlt ja nicht für unsere Sünde, sondern lässt uns nur den Sünden absterben und zum ewigen Leben eingehen.

Frage 43: Welche weiteren Auswirkungen hat für uns das Opfer und der Tod von Christus?

Durch die Kraft seines Opfertodes wird unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt, getötet und begraben, damit die bösen Neigungen unserer menschlichen Natur nicht länger in uns herrschen, sondern wir unser Leben aus Dankbarkeit ihm als Opfer hingeben.

Frage 44: Warum folgt: „hinabgestiegen in das Reich des Todes“?

In meinen größten Anfechtungen kann ich sicher sein, dass Christus, mein HERR, in seinem Leben und seinem Sterben am Kreuz für mich unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken erlitten und mich dadurch von aller Angst und Pein der Hölle erlöst hat.

17. Sonntag

Frage 45: Was bewirkt die Auferstehung von Christus in unserem Leben?

Erstens hat Christus durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns Anteil an der Gerechtigkeit zu geben, die er uns durch seinen Tod erworben hat.
Zweitens werden wir durch seine Kraft schon jetzt zu einem neuen Leben erweckt.
Drittens haben wir in der Auferstehung von Christus ein sicheres Pfand für unsere eigene Auferstehung.

Frage 46: Was verstehst du unter „aufgefahren in den Himmel“?

Christus wurde von den Augen seiner Jünger von der Erde in den Himmel aufgenommen, um dort jederzeit für uns einzutreten, bis er wiederkommt, zu richten die Lebenden und die Toten.

Frage 47: Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns zugesagt hat?

Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht mehr auf Erden, aber nach seiner göttlichen Natur und Majestät, nach seiner Gnade und seinem Geist weicht er nie mehr von uns.

Frage 48: Werden aber Gott und Mensch in Christus nicht voneinander getrennt, wenn er als Mensch nicht überall ist, wo er als Gott ist?

Keineswegs; denn Gottes Wesen ist unbegreiflich und überall gegenwärtig; daraus folgt, dass Gott sowohl außerhalb seiner angenommenen menschlichen Natur ist als auch in derselben, und mit ihr persönlich vereinigt bleibt.

18. Sonntag

Frage 49: Was empfangen wir durch die Himmelfahrt von Christus?

Erstens vertritt er uns im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters mit seiner Fürsprache.
Zweitens bürgt er für unseren Leib im Himmel, dass er, als das Haupt, auch uns, seine Glieder, bestimmt zu sich hinaufnehmen wird.
Drittens sendet er seinen Geist als Pfand auf uns herab. In dessen Kraft suchen wir, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes regiert, und nicht, was auf Erden ist.

Frage 50: Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

Christus ist dazu in den Himmel aufgefahren, um sich dort als das Haupt seiner christlichen Kirche zu erweisen, durch das der Vater alles regiert.

19. Sonntag

Frage 51: Was bewirkt die Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

Erstens gießt er durch seinen Heiligen Geist die himmlischen Gaben in uns, seine Glieder, aus.
Zweitens schützt und erhält er uns mit seiner Macht gegen alle Feinde.

Frage 52: Welchen Trost gibt es uns, daß Christus „wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten“?

In allem Leid und aller Verfolgung erwarte ich mit erhobenem Haupt aus dem Himmel den Richter, der sich zuvor für mich dem Gericht Gottes gestellt und alle Verfluchung von mir weggenommen hat. Er wird alle seine und meine Feinde in die ewige Verdammnis werfen, mich aber mit allen Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehmen.

Gott, der Heilige Geist, und unserer Heiligung

20. Sonntag

Frage 53: Was glaubst du vom Heiligen Geist?

Erstens ist der Heilige Geist mit dem Vater und dem Sohn der gleiche, ewige Gott.
Zweitens ist er auch mir gegeben, damit ich durch wahren Glauben teilhabe an Christus und an allen seinen Wohltaten. Er tröstet mich und wird bei mir bleiben in Ewigkeit.

21. Sonntag

Frage 54: Was glaubst du von der „heiligen, allgemeinen christlichen Kirche“?

Ich glaube, dass sich der Sohn Gottes aus der ganzen Menschheit eine Gemeinde zum ewigen Leben erwählt und dass er sie durch seinen Geist und sein Wort vom Anfang der Welt bis ans Ende in der Einheit des wahren Glaubens versammelt, schützt und erhält.
Ich glaube, dass auch ich ein lebendiges Glied dieser Gemeinde bin und ewig bleiben werde.

Frage 55: Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

Erstens haben alle Gläubigen als Glieder gemeinsam und jeder für sich Gemeinschaft an Christus, dem HERRN, und an allen seinen Schätzen und Gaben.
Zweitens soll auch jedes Glied seiner Verpflichtung nachkommen, seine Gaben willig und mit Freuden, zum Nutzen und zum Heil, in den Dienst der anderen zu stellen.

Frage 56: Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

Gott will an alle meine Sünden, auch an die sündige Art, mit der ich mein Leben lang zu kämpfen habe, nicht mehr denken, weil Christus für mich Genugtuung geleistet hat. Aus Gnade schenkt er mir die Gerechtigkeit von Christus, damit ich im Gericht nicht mehr verurteilt werden muss.

22. Sonntag

Frage 57: Welchen Trost gibt dir die „Auferstehung des Leibes“?

Nicht nur meine Seele wird gleich nach diesem Leben zu Christus, ihrem Haupt kommen, sondern auch mein Leib wird durch die Kraft von Christus auferweckt, wieder mit meiner Seele vereinigt und wie der Leib von Christus in seiner Herrlichkeit gestaltet werden.

Frage 58: Welchen Trost gibt dir die Verheißung des „ewigen Lebens“?

Nachdem ich jetzt den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen empfinde, werde ich nach diesem Leben vollkommene Erfüllung empfangen, wie sie kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz je gekommen ist, um darin Gott ewig zu preisen.

Die Rechtfertigung

23. Sonntag

Frage 59: Was hilft es dir aber jetzt, wenn du das alles glaubst?

Durch diesen Glauben bin ich in Christus gerecht vor Gott und ein Erbe des ewigen Lebens.

Frage 60: Wie bist du gerecht vor Gott?

Die Gerechtigkeit Gottes kommt allein durch wahren Glauben an Jesus Christus. Obwohl mich mein Gewissen anklagt, dass ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines davon je gehalten habe und noch immer zu allem Bösen geneigt bin, so schenkt mir Gott ganz ohne mein Verdienst, allein aus Gnade, dennoch die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit von Christus und rechnet mir dies zu, als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt und selbst den ganzen Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat. Wenn ich diese Wohltat mit gläubigem Herzen annehme, bin ich gerecht vor Gott.

Frage 61: Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

Es ist nicht mein Glaube, der Gott zufriedenstellt, sondern allein die Genugtuung, die Gerechtigkeit und Heiligkeit von Christus macht mich vor Gott gerecht, was ich nicht anders als nur durch den Glauben annehmen und mir aneignen kann.

24. Sonntag

Frage 62: Warum können unsere guten Werke uns nicht ganz oder wenigstens teilweise vor Gott gerecht machen?

Die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, muss durchgehend vollkommen sein und dem göttlichen Gesetz ganz und gar entsprechen. Aber auch unsere besten Werke sind in diesem Leben alle unvollkommen und mit Sünde befleckt.

Frage 63: Bringen uns denn unsere guten Werke gar nichts ein, wo sie doch Gott in diesem und im künftigen Leben belohnen will?

Gott belohnt uns nicht wegen unserer Verdienste, sondern aus Gnade.

Frage 64: Macht diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

Nein, das ist unmöglich; denn wer durch wahren Glauben in Christus eingepflanzt ist, kann ja nicht anders als Früchte der Dankbarkeit bringen.

Gottes Wort und die heiligen Sakramente

25. Sonntag

Frage 65: Woher kommt eigentlich der Glaube, der uns einzig und allein Anteil an Christus und an seinen Wohltaten gibt?

Der Heilige Geist wirkt den Glauben in unseren Herzen durch die Predigt des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der Sakramente.

Frage 66: Was sind die Sakramente?

Sakramente sind sichtbare, heilige Wahrzeichen und Siegel, von Gott dazu eingesetzt, um uns durch ihren Gebrauch die Verheißung des Evangeliums9 verständlicher zu machen und einzuprägen, dass er uns wegen des einmaligen Opfers von Christus, am Kreuz vollbracht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnade schenkt.

Frage 67: Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer von Jesus Christus am Kreuz als den einzigen Grund unseres ewigen Heils hinweisen?

Ja natürlich; denn der Heilige Geist lehrt im Evangelium und bestätigt durch die Sakramente, dass unser ganzes ewiges Heil auf das einmalige Opfer von Jesus am Kreuz gegründet ist.

Frage 68: Wie viele Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

Zwei, die heilige Taufe und das heilige Abendmahl.

Die heilige Taufe

26. Sonntag

Frage 69: Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und versichert, dass das einzige Opfer von Christus am Kreuz dir zugute kommt?

Christus hat das äußere Waschen mit Wasser eingesetzt und mit der Verheißung verbunden: So gewiss mich das Wasser von der Unsauberkeit meines Leibes reinigt, so gewiss hat mich das Blut und der Geist von Christus von der Unreinheit meiner Seele gewaschen, nämlich von allen meinen Sünden.

Frage 70: Was heißt, „mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein“?

Wir haben Vergebung der Sünden von Gott aus Gnade um des Blutes von Christus willen, das er in seinem Opfer am Kreuz für uns vergossen hat. Auch werden wir durch den Heiligen Geist erneuert und zu einem Glied von Christus geheiligt, um je länger je mehr der Sünde abzusterben und ein Gott wohlgefälliges, unsträfliches Leben zu führen.

Frage 71: Wo hat uns Christus zugesagt, dass wir ebenso gewiss mit seinem Blut und Geist gewaschen sind, wie mit dem Wasser der Taufe?

In der Einsetzung der Taufe hat uns Christus verheißen: Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker: tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer da glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Verheißung wird auch wiederholt, wenn die Schrift die Taufe das Bad der Wiedergeburt und Abwaschung der Sünden nennt.

27. Sonntag

Frage 72: Wäscht das Taufwasser selbst unsere Sünden ab?

Nein, allein das Blut von Jesus Christus und der Heilige Geist reinigt uns von allen Sünden.

Frage 73: Warum nennt der Heilige Geist die Taufe „das Bad der Wiedergeburt“ und „das Abwaschen der Sünden“?

Gott redet so nicht ohne guten Grund. Er will uns damit nicht nur lehren, dass unsere Sünden durch Blut und Geist von Christus hinweggenommen werden wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser, sondern er will uns vor allem durch dieses göttliche Pfand und Wahrzeichen versichern, dass wir so wahrhaftig von unseren Sünden geistlich gewaschen sind, wie wir am Leib mit Wasser gewaschen werden.

Frage 74: Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

Ja; denn sie gehören ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und seine Gemeinde. Auch wird ihnen nicht weniger als den Erwachsenen in dem Blut von Christus die Erlösung von den Sünden und der Heilige Geist, der den Glauben wirkt, zugesagt.
Darum sollen sie auch durch die Taufe als das Zeichen des Bundes in die christliche Kirche als Glieder eingefügt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie dies im alten Testament durch die Beschneidung geschah, an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt ist.

Das heilige Abendmahl

28. Sonntag

Frage 75: Wie wird dir beim Heiligen Abendmahl in Erinnerung gerufen und zugesichert, dass du an dem einmaligen Opfer von Christus am Kreuz und an allen seinen Gütern Anteil hast?

Christus hat mir und allen Gläubigen geboten, zum Gedenken an ihn von diesem gebrochenen Brot zu essen und von diesem Kelch zu trinken und dabei verheißen:
Erstens, so gewiss ich mit meinen Augen sehe, dass das Brot des HERRN für mich gebrochen und sein Kelch mir dargeboten wird so gewiss ist am Kreuz sein Leib für mich geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen worden.
Zweitens, so gewiss ich aus der Hand des Dieners das Brot und den Kelch des HERRN empfange und mit meinem Leib genieße , welche mir als sichere Wahrzeichen des Leibes und Blutes von Christus gegeben werden, so gewiss gibt er meiner Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut für das ewige Leben zu essen und zu trinken.

Frage 76: Was heißt, „den gekreuzigten Leib von Christus essen und sein vergossenes Blut trinken“?

Es heißt nicht nur, dass wir mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi annehmen und dadurch Vergebung der Sünden und ewiges Leben bekommen.
Es heißt auch, dass wir durch den Heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem heiligen Leib mehr und mehr vereinigt werden. So werden wir, obgleich er im Himmel ist und wir auf Erden dennoch Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein sind, von einem Geist ewig leben und regiert, wie die Glieder unseres Leibes von einer Seele.

Frage 77: Wo hat Christus verheißen, dass er den Gläubigen so gewiss seinen Leib zu essen und sein Blut zu trinken gibt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

Bei der Einsetzung des Abendmahls ist uns verheißen worden: Der HERR Jesus nahm in der Nacht, in der er verraten wurde, das Brot, dankte, brach es und sprach: Nehmt und esst., das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, und erinnert euch dadurch an mich.
Ebenso nahm er auch den Kelch, nachdem sie gegessen hatten, und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, und erinnert euch dadurch an mich, sooft ihr es trinkt. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr damit den Tod des HERRN, bis er kommt.
Diese Verheißung wird auch durch Paulus wiederholt, wenn er spricht: Der Kelch der Danksagung, über den wir Dank sagen, ist er nicht die Gemeinschaft mit dem Blut von Christus?

Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft mit dem Leib von Christus?

Weil es ein Brot ist, sind wir, die vielen, ein Leib, denn wir alle haben
Anteil an dem einen Brot.

29. Sonntag

Frage 78: Werden etwa Brot und Wein der wirkliche Leib und das Blut von Christus?

Nein; so wenig wie das Wasser bei der Taufe in das Blut von Christus verwandelt wird oder selbst die Sünden abwäscht, sondern dafür nur ein Wahrzeichen
Gottes und seine Zusicherung ist, so wenig wird das heilige Brot beim Abendmahl der wirkliche Leib von Christus, obwohl es nach Art und Brauch der Sakramente
der Leib Christi genannt wird.

Frage 79: Warum nennt denn Christus das Brot „seinen Leib“ und den Kelch „sein Blut“ oder das „Neue Testament in seinem Blut“, und warum spricht der Apostel Paulus „von der Gemeinschaft mit dem Leib und Blut von Jesus Christus“?

Christus spricht so nicht ohne guten Grund, denn er will uns damit lehren:
Wie Brot und Wein das zeitliche Leben erhalten, so sind sein gekreuzigter Leib und sein vergossenes Blut die wahre Speise und der wahre Trank unserer Seele zum ewigen Leben.
Vor allem will er uns durch dieses sichtbare Zeichen und Pfand zusichern, dass wir so sicher und wahrhaftig durch die Wirkung des Heiligen Geistes an seinem Leib und Blut Anteil bekommen, wie wir diese heiligen Wahrzeichen zur Erinnerung an ihn mit dem Mund empfangen.
Darin ist uns all sein Leiden und sein Gehorsam so sicher zugeeignet, als hätten wir selbst in eigener Person alles gelitten und vollbracht.

30. Sonntag

Frage 80: Was für ein Unterschied besteht zwischen dem Abendmahl des HERRN und der päpstlichen Messe?

Das Abendmahl bezeugt uns, dass wir vollkommene Vergebung aller unserer Sünden durch das einmalige Opfer von Jesus Christus haben, das er selbst ein für allemal am Kreuz vollbracht hat, und dass wir durch den Heiligen Geist zu einem Leib mit Christus werden, der jetzt mit seinem wahren Leib im Himmel zur Rechten des Vaters thront und dort angebeten werden will.

Die Messe aber lehrt, dass die Lebenden und die Toten durch das Leiden von Christus keine Vergebung der Sünden haben, es sei denn, dass für sie Christus immer wieder täglich von den Messpriestern geopfert werde. Daher ist die Messe im Grund nichts anderes als eine Verleugnung des einmaligen Opfers und Leidens von Jesus Christus und ein fluchwürdiger Götzendienst.

Frage 81: Wer soll zum Tisch des HERRN treten?

Jeder, der sich selbst wegen seiner Sünde missfällt und doch darauf vertraut, dass Gott sie ihm verziehen hat, und dass die übrige Schwachheit mit dem Leiden und Sterben von Christus bedeckt ist, der auch begehrt, mehr und mehr seinen Glauben zu stärken und sein Leben zu bessern. Die Unbußfertigen und Heuchler aber essen und trinken sich selbst zum Gericht.

Frage 82: Dürfen auch solche zum Abendmahl zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als ungläubig und gottlos erweisen?

Nein; denn sonst wird der Bund Gottes entheiligt und der Zorn Gottes gegen die ganze Gemeinde erregt. Darum muss die christliche Kirche nach der Ordnung von Christus und seinen Aposteln solche Menschen bis zur Besserung ihres Lebens durch die „Schlüssel des Himmelreichs“ ausschließen.

31. Sonntag

Frage 83: Was sind die „Schlüssel des Himmelreichs“?

Die Predigt des Evangeliums und die Kirchenzucht. Beide schließen den Gläubigen das Himmelreich auf und den Ungläubigen zu.

Frage 84: Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums „auf- und zugeschlossen“?

Im Auftrag von Christus wird allen Gläubigen und jedem einzelnen verkündigt und öffentlich bezeugt, dass ihnen durch das, was Christus für sie getan hat, alle ihre Sünden von Gott vergeben sind, sooft sie die Verheißung des Evangeliums mit wahrem Glauben annehmen. Allen Ungläubigen und Heuchlern jedoch wird bezeugt, daß der Zorn Gottes und die ewige Verdammnis auf ihnen liegt, solange sie sich nicht bekehren. Nach diesem Urteil, das Gott schon jetzt über die Gläubigen und Ungläubigen fällt, wird er nach dem Zeugnis des Evangeliums am Jüngsten Tag richten.

Frage 85: Wie wird das Himmelreich durch die „Kirchenzucht“ zu- und aufgeschlossen?

Im Auftrag von Christus werden alle, die sich Christen nennen, aber unchristlich lehren oder leben, mehrmals brüderlich ermahnt. Wenn sie von ihren Irrtümern oder Lastern nicht ablassen, werden sie der Gemeinde oder den von ihr Beauftragten namhaft gemacht. Wenn sie auch nach dieser Warnung nicht umkehren, werden sie von den Beauftragten der Gemeinde durch das Verbot, an den Sakramenten teilzunehmen, aus der christlichen Gemeinde und von Gott selbst aus dem Reich von Christus ausgeschlossen. Jedoch werden sie als Glieder von Christus und der Kirche wieder angenommen, wenn sie wahre Besserung versprechen und nachweisen.