Heidelberger Katechismus, Einleitung und Teil 1

Einleitung: Der Trost des Evangeliums

1. Sonntag

Frage 1: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mir selbst, sondern meinem treuen Erlöser Jesus Christus gehöre, der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels befreit hat und so bewahrt, dass ohne den Willen des Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann, ja mir auch alles zu meinem ewigen Heil dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen heiligen Geist gewiss, dass ich das ewige Leben habe, und weckt mir Willen und Bereitschaft, dass ich fortan von Herzen für ihn lebe.

Frage 2: Was musst du wissen, damit du in diesem Trost zuversichtlich leben und sterben kannst?

Drei Dinge:
Erstens, wie groß meine Sünde und mein Elend ist.
Zweitens, wie ich von allen meinen Sünden und von meinem Elend erlöst werde.
Drittens, wie ich Gott für solch eine Erlösung dankbar sein soll.

Der erste Teil: Das Elend des Menschen

2. Sonntag

Frage 3: Woher kennst du dein Elend?

Aus dem Gesetz Gottes.

Frage 4: Was fordert das Gesetz Gottes von uns?

Das fasst Christus im Matthäusevangelium, Kapitel 22, zusammen: Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst .An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Frage 5: Kannst du all das vollkommen erfüllen?

Nein; denn ich habe von Natur aus die Neigung, Gott und meinen Nächsten zu hassen.

3. Sonntag

Frage 6: Hat denn Gott den Menschen so bösartig und verkehrt geschaffen?

Nein; Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen, das heißt, wahrhaft gerecht und heilig, damit er Gott, seinen Schöpfer, recht erkennen, von Herzen lieben und in ewiger Freude mit ihm leben, ihn loben und preisen kann.

Frage 7: Wieso ist der Mensch denn so verdorben?

Durch den Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies ist unsere Natur so vergiftet worden, dass wir alle als Sünder empfangen und geboren werden.

Frage 8: Sind wir denn derartig verdorben, dass wir völlig unfähig zu irgend etwas Gutem sind und zu allem Bösen neigen?

Ja; außer wir werden durch den Geist Gottes wieder neu geboren2.

4. Sonntag

Frage 9: Ist denn Gott nicht ungerecht, wenn er nach seinem Gesetz etwas verlangt, was der Mensch gar nicht tun kann?

Nein; denn Gott hat den Menschen so erschaffen, dass er das Gesetz halten konnte. Der Mensch aber, vom Teufel angestiftet, hat sich durch mutwilligen Ungehorsam dieser Gaben beraubt.

Frage 10: Nimmt Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft hin?

Keineswegs; sondern er zürnt schrecklich über angeborene Sündhaftigkeit und begangene Sünden. Sein gerechtes Urteil wird beides in Zeit und Ewigkeit bestrafen, wie er gesprochen hat: Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alldem, was geschrieben steht im dem Buch des Gesetzes, dass er‘s tue!

Frage 11: Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

Natürlich ist Gott barmherzig, aber er ist auch gerecht. Deshalb fordert seine Gerechtigkeit, weil Sünde die allerhöchste Majestät Gottes verletzt, die höchste, nämlich die ewige Strafe an Leib und Seele.